Rudern: Imort gewinnt Corona-Challenge auf Ergometer und gibt 2020 noch nicht auf
Stuttgart/Steinhorst – Die meisten Menschen breiten auf ihrem Balkon die Liege für ein Sonnenbad aus. Dominic Imort hingegen funktionierte sein kleines Outdoor-Wohnzimmer in Esslingen bei Stuttgart zwei Monate lang zur Freiluft-Arena um.
Eigentlich ohne Publikum, wenngleich seine Ruder-Maschine „schon Aufmerksamkeit erregt“ hätte.
Denn so ein Ergometer sei nicht unbedingt „superleise. In etwa wie ein Staubsauger“. Die Nachbarn beschwerten sich nicht, der gebürtige Steinhorster letztlich auch nicht. Denn er heimste bei der vom Schüler-Ruder-Verband Niedersachsen ins Leben gerufenen, deutschlandweiten Ergometer-Challenge in den vergangenen vier Monaten ausnahmslos Siege in seiner Altersklasse ein. Eine willkommene Abwechslung in Zeiten des Corona-Lockdowns.
„So hatte ich jeden Monat ein Ziel“
Die Pandemie und ihre Folgen für den Sport waren es nämlich gewesen, die den Nachwuchsverband auf die Idee mit der Homeoffice-Herausforderung gebracht hatten. Damit nicht alles komplett zum Erliegen kommt. Ein charmanter Ansatz, fand auch Imort – und war von Anfang bis Ende bei jeder der vier Monats-Challenges dabei. „Es ist cool, dass der Schüler-Ruderverband die Leute so bei der Stange halten will. Das hat bei mir dafür gesorgt, dass ich jeden Monat ein Ziel hatte, auf das ich hinarbeiten konnte. Also habe ich mich anfangs regelmäßig auf dem Balkon gequält und später, als es wieder erlaubt war, dann im Verein“, erzählt der 31-Jährige.
Den Fokus behalten: Genau das sei das größte Malheur seit dem Corona-Cut gewesen, betont Imort. Weniger für ihn selbst als für die Nachwuchsruderer, wie er in seinem Dunstkreis mitbekam. „Ich habe 2003 angefangen, es ist meine 17. Saison – das ist dann halt mal so. Da kannst du drüber hinwegsehen. Aber für die Jugend ist es belastender. Ihr wurde komplett der Stecker gezogen, sie können sich nicht mehr motivieren – weil der komplette Saison-Höhepunkt fehlt.“ Unzählige Regatten und Events wurden abgesagt. Dementsprechend kam die Initiative mit der Ergo-Challenge für viele wie gerufen. „Sie haben die richtige Idee gehabt.“
Steinhorster startet für RVG Hankensbüttel
Beim Abschluss-Wettbewerb – die Strecken wurden von Mal zu Mal kürzer (erst 5000, dann 3000, dann 1000 und im Juli 350 Meter) – setzten sich über 300 Teilnehmer bundesweit auf die Trocken-Rudergeräte. Zuvor waren es immer über 200 gewesen. In Anlehnung an seine Anfangszeit an den Riemen ging Imort übrigens nicht für seinen eigentlichen Verein RTHC Bayer Leverkusen an den Start, sondern für seinen Ausbildungs-Klub RVG Hankensbüttel.
Sehnsucht nach Wettkampf auf Wasser
Trotz der gelungenen Überbrückungs-Hilfe und den wieder möglichen Einheiten auf dem Wasser bei seinem Dritt-Verein aus Nürtingen wünscht sich der als Arzt in der Esslinger Kinderklinik tätige Steinhorster nichts sehnlicher, als 2020 noch einen „normalen“ Wettbewerb im Boot zu erleben. Sowohl die Landesmeisterschaften in Nordrhein-Westfalen wie auch die Deutschen Sprint-Meisterschaften Anfang und Mitte Oktober seien bislang „explizit noch nicht abgesagt. Wenn das klappt, mache ich drei Kreuze.“
Nachdem er mit seinen Leverkusener Teamkollegen in den vergangenen Monaten kaum Berührungspunkte hatte, soll es ab Ende August wieder ein Trainings-Treffen geben. Um sich für den potenziellen Re(gatta)-Start zu rüsten. Training auf Balkonien muss so schnell nicht wieder sein … „Das ist nicht so mein Ding.“ VON INGO BARRENSCHEEN
Quelle: Isenhagener Kreisblatt, 11.08.2020