Rudern – U19-Weltmeisterschaft in Linz: Deutscher Junioren-Achter: Glüsinger triumphiert in Königsdisziplin
Linz. Er war die Glückseligkeit in Person: »Unbeschreiblich, geil, toll, schön, wahnsinnig, traumhaft«, sprudelte es aus Peter Kluge heraus. Nach einem Wahnsinnsrennen ist der Glüsinger bei der U19-Ruder-WM mit dem deutschen Junioren-Achter Weltmeister geworden!
Nach einem Wahnsinnsrennen ist der Glüsinger bei der U19-Ruder-WM mit dem deutschen Junioren-Achter Weltmeister geworden! Seit Sonnabend, 17 Uhr, steht bei den Kluges das Telefon nicht mehr still. Nachbarn, Bekannte, Familienangehörige, sie alle rufen an, um zu gratulieren. Dabei wird ihr Held erst heute aus Österreich zurückerwartet.
Was ihn dann vor der Haustür Nummer 46 in Glüsingen erwartet, ist ein Fahnenmeer. Überall flattern schwarz-rot-goldene Flaggen. Auf dem braunen Holzzaun steht in großen Lettern: »Sieg für Peter! WM 08 U19.« Diese Neuigkeit brachte eine Nachbarin mit Malkreide auch zu Asphalt. An einem Straßenschild baumelt eine weitere Botschaft: »Peter für Deutschland und Glüsingen. Glüsingen ist stolz auf ihn.«
Und wie geht der frisch gebackene Weltmeister mit dem größten Triumph seiner noch jungen Karriere um? »Es ist unbeschreiblich«, sagt der Blondschopf. Er habe zwar mit einer Medaille geliebäugelt. Dass es aber Gold werden würde, und dann auch noch in der Königsdisziplin des Ruderns, hätte er vor einigen Wochen nicht einmal zu träumen gewagt.
Der Endspurt des hochklassigen Rennens wäre auf den letzten Metern beinahe zum Alptraum geworden. Ähnlich wie im Vorlauf begann es für die »Spätstarter« schleppend. Links und rechts um das deutsche Flagschiff blickte Kluge in die Gesichter der Mitfavoriten aus Neuseeland und den USA. Die Amerikaner entpuppten sich aber als ungefährlich. Je länger das Rennen dauerte, desto größer wurde auch der Vorsprung auf Neuseeland. Bei 750, 1000 und 1500 Metern erhöhten Kluge und Co. die Schlagzahl und steuerten dem Gold entgegen.
Und dann das: »Plötzlich kam Neuseeland rangeflogen«, erzählt Peter. Er habe sich gewundert, wie man so schnell sein kann. Der Vorsprung schwand, die Meter purzelten, Peters einziger Gedanke in diesem Moment: »Sch …«
Am Ende entschieden Zehntel Sekunden über Sieg und Niederlage. Nach 5:50,03 Minuten überquerte Deutschland das Ziel, Neuseeland brauchte 5:50,46 Minuten. Weit dahinter die Amerikaner mit über vier Sekunden Rückstand.
Der Spannungsbogen fiel aber immer noch nicht ab. »Ich wusste nicht, ob wir Erster waren«, berichtet Kluge. Er habe sich vor dem Start extra das Gesicht eines Neuseeländers eingeprägt, der mit ihm auf einer Höhe saß. »Doch am Ende wusste ich nicht mehr so genau, wer es war.« Ausgerechnet ein Mitkonkurrent bestätigte dem Glüsinger das Resultat. »Dann lagen wir uns nur noch in den Armen.«
Erstmals in der Geschichte verteidigte ein Weltmeister den Titel. Kaum aus dem Wasser gestiegen, ging es ins Stadtzentrum von Linz, wo in einem Lokal alle WM-Teilnehmer gemeinsam feierten.
Eine kurze Nacht wurde es trotzdem nicht. Um 24 Uhr mussten die WM-Helden in ihren Betten liegen, um die am Sonntag startenden Kollegen nicht aus dem Schlaf zu reißen.
Nach den Strapazen gönnt sich der Ex-Akteur des RVG Hankensbüttel ein paar Tage Ruhe. Daheim mit Freunden und Familie. Zunächst wartet auf Peter heute Abend ein WM-Empfang bei seinem aktuellem Klub Celler Ruderverein. Ein neues Ziel hat er bereits vor Augen. »Nächstes Jahr muss ich bei der U23 rudern. Vielleicht gelingt mir sofort der Anschluss an die Nationalmannschaft.« Dann dürften wieder Deutschland-Fahnen in Glüsingen wehen.
Quelle: Isenhagener Kreisblatt, 28. Juli 2008
mit freundlicher Genehmigung von www.isenhagener-kreisblatt.de
Von Arek Marud