Rudern – Der Glüsinger gewinnt mit seinem Partner das Ausscheidungsrennen und sitzt bei WM im Zweier ohne Steuermann
Ratzeburg/Glüsingen. Alle Anspannung ist über Bord. Die Wochen vor dem allesentscheidenden Augenblick hatten Peter Kluge mental doch enorm zugesetzt. Entsprechend riesig war die Last, die am Mittwoch von den kräftigen Schultern des Glüsingers abfiel.
Kluge und Partner Alexander Egler fahren bei der Ruder-Weltmeisterschaft im französischen Aiguebelette (30. August bis 6. September) im Zweier ohne Steuermann für Deutschland!.
Ergebnis des Ausscheidungsrennens, das die Bundestrainer im Trainingslager in Ratzeburg angesetzt hatten (das IK berichtete). Kluge/Egler setzten sich beim Alles-oder-nichts-Dreikampf vor Clemens Ernsting/Jakob Schneider und Björn Birkner/Paul Schröter durch. Wieviele Steine purzelten denn nach dem Zieleinlauf ins Wasser? „Mindestens so ein gelber Kipplaster voll“, atmete Kluge erleichtert auf. Der Gedanke, bei der WM womöglich nur Zuschauer zu sein, hätte wie „ein Damoklesschwert über uns gelastet. Jetzt haben wir Klarheit und können uns voll konzentrieren.“ Plötzlich lässt sich der Trainings-Alltag wieder viel beschwingter bewältigen. „Weil nicht mehr alles auf Biegen und Brechen klappen muss.“
Der 25-Jährige und sein Mitstreiter wählten beim Entscheidungskampf in Ratzeburg „den italienischen Modus“. Voll drauflosbretzeln und die Gegner abschütteln. Angriff ist eben nicht nur im Fußball die beste Verteidigung. „Das ist ihre Stärke, direkt am Anfang loszupowern. Das haben sie voll ausgenutzt“, lobte Bundestrainer Uwe Bender. „Wir sind extrem lang draufgeblieben“, erklärte Kluge. Vielleicht etwas zu lange. Denn nach hinten heraus wurde die Luft über die olympische Distanz von 2000 Metern plötzlich noch dünn. „Die zwei anderen Boote sind richtig aufgekommen. Aber zum Glück hat unser Vorsprung gereicht“, freute sich der BWL-Student. Im Ziel betrug der Vorsprung auf Ernsting/Schneider nur noch gut eine Sekunde. „Es war wirklich eine ganz enge Kiste“, meintge Bender.
Daher zeigte sich Kluge auch selbstkritisch. „Das war eine einzige Katastrophe, was wir abgeliefert haben.“ Egal. Hauptsache die Position im WM-Kader verteidigt. Das Duo war bereits bei den Weltcups in Varese und Luzern im Zweier ohne Steuermann unterwegs gewesen. Die Zweitplatzierten Ernsting/Schneider starten in Frankreich im Zweier mit Steuermann. Birkner/Schröter bleibt nur die Rolle als Ersatzmänner im Team Deutschland-Achter.
Auch wenn die Lockerheit zurück ist. Zurücklehnen können sich Kluge/Egler nicht. Immerhin gilt es bei der WM, die Olympia-Qualifikation zu schaffen. Die ersten elf Boote in Aiguebelette lösen das Ticket für Rio 2016.
„Jetzt müssen wir vom Training her das richtige Maß finden. Durch das Entscheidungsrennen hatten wir eine andere Ausrichtung als der Rest des Teams Deutschland-Achter“, erklärte Bender: „Der Fokus liegt voll auf den Weltmeisterschaften und dort auf der Olympia-Qualifikation. Das hat Priorität.“ Kluge will unbedingt im nächsten Jahr am Zuckerheit dabei sein: „Jetzt müssen wir bis zur WM hart arbeiten und uns für das große Ziel weiterentwickeln.“
Von Ingo Barrenscheen
Quelle: Isenhagener Kreisblatt, 15. August 2015