Rudern: RVGH-Chef Ernst nutzt Trainingslager des Teams Deutschlandachter zur Lizenzverlängerung
Am Horizont zeigen sich die ersten Strahlen der aufgehenden Sonne. Davor schimmert der glattgebügelte Lago Azul smaragdfarben. Leichter Nebel wabert über die Wasseroberfläche. Stille erfüllt den magischen Moment. Ein Postkarten-Motiv. Genau in dieser Idylle erlebte Heiko Ernst die wohl schönste Form der Trainer-Lizenzverlängerung, die es geben kann. Als Begleitperson für das Team Deutschlandachter beim Trainingslager in Portugal!
Statt sich mehrere Wochenenden ans Bein zu binden, verknüpfte der Vorsitzende des Ruder-Vereins am Gymnasium Hankensbüttel (RVGH) das Nützliche mit dem Angenehmen. Indem er den besten Riemen-Ruderern Deutschlands über die Schulter schaute. Zum Hintergrund: Der DRV hatte auf seiner Homepage eine Lizenzverlängerung ausgeschrieben, indem Boots-Transporteure für die Nationalmannschaften gesucht worden. Ernst bewarb sich und erhielt sofort den Zuschlag. Und dann auch noch für das Team • Deutschlandachter.
„Ich konnte Videos für uns selbst drehen, das war sehr aufschlussreich. Ich habe viel mitgenommen für unser Training zuhause.“
RVGH-Vorsitzender Heiko Ernst über seine Hospitation
„Traumhafte“ Kulisse
Am Tag vor der Abreise von Dortmund aus begab sich der RVGH-Frontmann, wie vom Verband empfohlen, in häusliche Abgeschiedenheit. Bloß nicht noch auf den letzten Metern mit Corona anstecken! Die Athleten hatten sich sogar drei Tage im Voraus isoliert. Dann ging die große Reise los. Insgesamt sechs Transport-Fahrzeuge setzten sich vom Ruhrpott aus gen Süden in Bewegung.
Mit zwei Zwischen-Übernachtungen. In Spanien splittete sich die Kolonne auf: Die eine Hälfte der Boote fuhr weiter zum Frauen-Trainingslager nach Sevilla, Ernst und Co. indes steuerten den Lago Azul in Portugal an.
Schon die ersten Eindrücke erwärmten das Herz. Der Tross kam bei „gefühlten 35 Grad“ am Ziel an. Strahlend blauer Himmel. Orangen, die man frisch von den Bäumen pflücken konnte. Und einem abgeschiedenen Apartment-Bereich, wo die Ruder-Equipe komplett unter sich war. „Traumhaft! Das war schon total geil“, strahlte Ernst. Doch es sollte noch viel besser kommen.
Denn das Urlaubs-Feeling war nur ein Randaspekt. Vielmehr wollte Ernst bei der anderthalb-tägigen Hospitation maximal viel Know-How von den Profis aufsaugen. „Ich hatte das große Glück, im Motorboot bei den Bundestrainern mitfahren zu dürfen.“
Sogar gleich zweimal. Erst begleitete der Hankensbütteler Peter Thiede, tags darauf dann Sabine Tschäge.
Tipps fürs Feintuning
Er hätte viele Eindrücke bei diesen Einheiten gesammelt, sagt der RVGH-Chef stolz. „Ich konnte Videos für uns selbst drehen, das war sehr aufschlussreich. Ich habe viel mitgenommen für unser Training zuhause.“ Speziell mit Blick auf das Feintuning im Boot. Wie müssen sich die Sportler möglichst optimal aufeinander eingrooven? Wie erzielt man am besten ein Gleichgewicht im Boot, bei der Schlag-Abfolge? Selbstverständlich ließ sich Ernst auch die zweite Chance bei Sabine Tschäge nicht entgehen. „Bei einem zweiten Trainer hat man dann wieder eine andere Sichtweise, andere Tipps und Kniffe mitbekommen.“
Neue Lizenz als Bonbon
Nur zu gerne wäre er noch länger geblieben, doch es gab keine passenden Flüge. „Für die kurze Zeit habe ich das Beste draus gemacht, die größtmöglichen Eindrücke mitgenommen“, freut sich der Nationalmannschafts-Praktikant. Ganz nebenbei dann auch noch die auslaufende Trainer-Lizenz auf diese Art verlängern zu können, sei ein „süßer Beigeschmack“ gewesen. Gut möglich, dass Ernst‘ Wissensdurst bald noch mehr gestillt wird. Denn am 17. März geht es noch einmal nach Portugal, um dann nach dem zweiten Trainingslager-Aufenthalt des Teams Deutschlandachter den Rücktransport abzuwickeln. Das frisch Erlernte wird dem RVGH-Nachwuchs auf dem Elbe-Seiten-Kanal zugute kommen. Denn, so erklärte der Vorsitzende: „Da wir ohnehin ein Riemen-Projekt mit einem Vierer anschieben, passt das perfekt.“ Zuletzt hatten die Hankensbütteler nur mit Skull gerudert. „Eine tolle Sache, dass das wieder angeschoben wird.“
Text: Ingo Barrenscheen, Isenhagener Kreisblatt
Foto: Stefan Weigelt